Friedrich Nietzsche und die Philosophie der Zukunf
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Friedrich Nietzsche war ein Quereinsteiger der Philosophie. Der Pfarrerssohn und Altphilologe, der mit 34 Jahren krankheitsbedingt seine Basler Professur niederlegen musste, entwickelte im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts eine Philosophie, die nicht zu Unrecht gelegentlich als Antizipation „postmodernen“ Denkens bezeichnet wird, in ihrer Radikalität aber zugleich hoch umstritten ist. Der von ihm konzipierte „freie Geist“ hat sich von allen „Hinterwelten“ gelöst, von allen metaphysischen Heilslehren und sonstigen Glaubenssätzen, von den Pseudo-Sicherheiten des Denkens und von moralischen Vorurteilen, die ihn in der Entfaltung seiner Persönlichkeit und seiner Wahrheitssuche behindern. Nietzsche führte einen erbitterten Kampf gegen das Christentum, dem er eine „Sklavenmoral“ attestierte, ebenso wie gegen die bürgerliche Moral und gegen die am Horizont aufscheinende Herrschaft des „Pöbels“, der alles Edle und Hohe im Menschen bedrohe. Da sein geistiger Weg im Wahnsinn endete und die Konzeption seines „Übermenschen“ von den Nationalsozialisten vereinnahmt wurde, haftet seiner Philosophie immer noch etwas Fragwürdiges an. Sein unerschrockenes Denken, das vom kreativen Individuum alles fordert und jede vordergründige „Wahrheit“ in Frage stellt (in guter sokratischer Tradition), ist jedoch ein ebenso zukunftsfähiges wie zeitloses Faszinosum.
Dr. Sabine Appel, freie Buchautorin mit Schwerpunkt: europäische Ideengeschichte, verfasste unter anderem Bücher über Jean-Jacques Rousseau, Friedrich Nietzsche und Arthur Schopenhauer, über Katharina von Medici, Luther und Heinrich den Achten und über Madame de Staël.