Literarischer Tag

„Die Tante Jolesch“ – Wehmütiger Abgesang auf Kakanien

Dr. Peter Mario Kreuter(c)privat

Ob Friedrich Torberg ahnte, welchen Erfolg er mit seiner „Tante Jolesch“ landen würde, als das Buch 1975 in die Regale der Buchhandlungen eingestellt wurde? Mehr als 40 Auflagen im Druck, eingesprochen als Hörspiel, 1978 noch mit Torberg in Nebenrollen als ORF-Fernsehfilm veröffentlicht – die Anekdoten aus der Habsburgermonarchie und ihren Nachfolgestaaten haben nicht nur in Österreich den nostalgischen Nerv des Publikums getroffen. Jenseits von Sissimythos und nationalem Kleinkram lässt Torberg mit seinen (teilweise selbsterlebten) Anekdoten und Geschichten eine Welt lebendig werden, die zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung schon viele nicht mehr selbst erlebt hatten. Ob es der Wiener Rechtsanwalt und Bohémien Hugo Sperber war, der den Kaffeehausslang mitprägte, oder der Prager Gymnasiallehrer und Journalist Lutz Steiner, dessen Leitartikel im Prager Tagblatt europaweit Beachtung fanden, ob vom Kaiser in Bad Ischl oder vom Oberkellner Franz Hnatek aus dem Café Herrenhof berichtet wird – nach der Lektüre werden wir verstehen, welch ein Kulturraum mit dem Untergang Kakaniens verlorenging. „Ich bin ein Jud. Ich lebe in Österreich. Ich war in der Emigration. Ich hab was gegen Brecht… Etwas davon schadet mir immer.“ 

Friedrich Torberg (1908–1979) wurde in eine deutschsprachige jüdische Familie Prager Ursprungs hineingeboren. Nach der Matura studierte in Prag und Wien Jura, brach das Studium jedoch nach drei Semestern ab, um seine Karriere als Wasserballer zu verfolgen. Ab 1928 erfolgten erste journalistische Versuche. 1929 kam sein Erstlingswerk „Der ewige Refrain. Lieder einer Alltagsliebe“ auf den Buchmarkt. Der 1930 erschienene Roman „Der Schüler Gerber“ wurde sein größter Erfolg bis zur „Tante Jolesch“. 1938 emigrierte er in die Schweiz und flüchtete 1940 über Frankreich in die USA. Dort war er in Hollywood als Drehbuchautor tätig. 1951 Rückkehr nach Wien. Von 1954 bis 1966 gab er die kulturpolitische Zeitschrift FORVM heraus. Danach war er vor allem als Theaterkritiker und Publizist tätig. 

Das Buch muss zuvor gelesen werden.


1 Tag, 25.10.2025
Samstag, 09:30 - 13:30 Uhr
1 Termin(e)
Sa 25.10.2025 09:30 - 13:30 Uhr Kreishaus, Landhausstraße 4, 72250 Freudenstadt, Raum: R 4, E 1
Dr. Peter Mario Kreuter
21025FD
Gebühr: 25,00 € Keine Ermäßigung möglich.

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