„Der Hammer“ – Sucht nach der Ferne und Wunsch nach Unsterblichkeit

Das Leben des österreichischen Diplomaten und Orientalisten Joseph von Hammer-Purgstall (1774–1856) gleicht einem Roman. Geboren in recht einfachen Verhältnissen, wurde er ab 1787 auf die Aufnahme in die K.k. Akademie für Orientalische Sprachen vorbereitet, die er dann ab 1789 fünf Jahre lang auch besuchte und dort u.a. Türkisch, Arabisch und Persisch erlernte. Ab 1799 im diplomatischen Dienst des Habsburgermonarchie stehend, machte er eine äußerst zwiegespaltene Karriere – im prestigeträchtigen Dienst als Diplomat und Hofdolmetscher ging für ihn nichts voran, ja er machte sich mit seiner schroffen Wesensart und seinem Fachwissen mehr als nur einen Feind, erlangte dafür aber als Übersetzer orientalischer Literatur und als erster westlicher Chronist des Osmanischen Reiches europaweiten Ruhm. Mehr als einmal geriet er in die Fährnisse des nachrevolutionären Europa, erlebte (und überlebte) manches Abenteuer in den Napoleonischen Kriegen, korrespondierte mit den Geistesgrößen seiner Zeit und erreichte nach langem Ringen schließlich die Gründung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 

„Der Hammer“ folgt auf der Basis der autobiographischen „Erinnerungen aus meinem Leben 1774–1852“ und unter Beiziehung weiterer Quellen dem Leben des begabten wie mit der Welt so oft verkrachten Gelehrten. Das Wien der Aufklärung, der ägyptische Feldzug Napoleons, die langen Jahre als Hofdolmetscher in Konstantinopel und in Wien, der Kampf um Anerkennung und Ruhm, Fürst Metternich („der schöne Clemens“) und Kaiser Ferdinand der Gütige („Güdinand der Fertige“) – eine ebenso unruhige wie wegweisende Epoche gibt sich hier ein Stelldichein. 

Der Autor Dirk Stermann (geb. 1965 in Duisburg) zog 1987 zum Studium der Theaterwissenschaften und Geschichte nach Wien, brach dieses jedoch ab, nachdem er schon ein Jahr später eine Stelle beim ORF antreten konnte. Seit 1990 hat er mit seinem kongenialen Partner Christoph Grissemann unzählige satirische Projekte umgesetzt, u.a. sind die beiden die Gastgeber der seit 2007 vom ORF ausgestrahlten Late-Night-Show „Willkommen Österreich“. Nach mehreren satirischen Buchprojekten veröffentlichte er 2010 „Sechs Österreicher unter den ersten fünf. Roman einer Entpiefkenisierung“; der 2019 erschienene Roman „Der Hammer“ ist sein dritter.

Dirk Stermann: Der Hammer. Roman. 448 Seiten. Hamburg: Rowohlt Verlag 2020. ISBN 978-3-499-27427-5. EUR 14,-